Die „Heilerin vom Gurgltal“, wie Ihr sie nennt, lebte wohl zu selben Zeit wie ich. Dies wurde von den Gelehrten der Universität in der Stadt Innsbruck nachgewiesen. Im Jahre 2008 wurden durch Zufall ihr Grab im Strader Wald gefunden. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie ungefähr um die 40 Jahre alt. Sie lebte zur Zeit des 30-jährigen Krieges (1618-1648).
Es handelt sich wohl um eine Sonderbestattung, denn dier Körper lag in Bauchlage und wurde mitsamt aller Habseligkeiten begraben. Die Forschenden fanden schnell heraus, dass es sich nicht nur um eine „einfache Person“ handelte. Deshalb wurde ihr zu Ehren und im Dienste der Wissenschaft ein Museum errichtet.
Die Zeit der Heilerin
Die „Heilerin vom Gurgltal“ lebte in der frühen Neuzeit (1517 – 1648), einer Zeit voller Reformationen und auch einer Zeit der Glaubensspaltungen. Persönlichkeiten wie Martin Luther, Elizabeth I. und William Shakespeare prägten diese Epoche.
Es war die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und in Tirol regierten unter anderem Erzherzog Ferdinand II und Claudia de Medici.
Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die archäologischen Funde zu präsentieren und konservieren un die Lebensweise der Heilerin zu erläutern. Mithilfe von Texten, Audio- und Filmmaterialien gelingt dem Museumsteam der Umgang mit schwierigen Themen wie Verfolgung und Hexenprozessen. Dank angepasster Führungen, abgestimmt sowohl auf die Altersgruppe als auch die Sprache, ist die Zielgruppe des Museums breit gefächert.
Bereits ein Jahr nach Eröffnung wurde das Museum mit dem Museumsgütesiegel des Österreichischen Museumsbundes und ICOM gekennzeichnet.
Archäologischer Fund
Der Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler und sein Team vom Institut für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Universität Innsbruck waren mit der Ausgrabung der Heilerin beauftragt.
Fundort
Gefunden wurde die „Heilerin“ im Strader Wald in Tarrenz, in der Nähe eines Parallelweges zur Via Claudia Augusta. Der Bestattungsort war, wie bereits erwähnt, sehr ungewöhnlich, da er weitab von jeglicher Siedlung liegt. Der Hauptteil des Fundes lag in 40cm Tiefe. Die Finder (Jochen Reheis, Christian Deutschmann und Franz Neururer) verhielten sich vorbildlich und meldeten den Fund unmittelbar, ohne die Fundstelle zu beschädigen. Von Ihnen wurden der Schädel und diverse Metallgegenstände aufgefunden.
Beigaben
Funde um den Schädel: Eisenschere, Eisen-Messing-Beschlag, zwei Schröpfköpfe, eine große Keramikperle. Perlen aus verschiedenen Materialien (Bergkristalle, Pechkohle, Glas, Buntmetall), Kettchenanhänger, Hafteln und Ösen, Haftel aus Eisen
Funde im Bereich der Hüfte: möglicherweise organischer Behälter aus Buntmetall mit Fingerhut, fünf Eisenschüssel, zwei Silbermünzen, weitere (noch) undefinierte Objekte
Verschiedene Bestandteile einer Kette waren vom Schädel bis zum Becken verteilt.
Interpretationsmöglichkeiten
Mehrere mögliche Schicksale der Heilerin:
Marketenderin oder Vagatin aus dem Dreißigjährigen Krieg, die während des Zugs von einem Dorf zum anderen starb und neben der Straße verscharrt wurde
Fahrende (Zigeunerin), die als Heidin bestattet wurde
Einheimische Selbstmörderin, welche nicht in geweihter Erde bestattet werden durfte
Tötung mit rituellem, abergläubischem oder kriminellem Hintergrund
Pathologie
Die „Heilerin“ war ca. 160 cm groß und zwischen 30 und 40 Jahre alt. Sie litt an einer Knochenhautentzündung am linken Schienbein, hatte Osteophyten an der Wirbelsäule, sowie Karies und Kieferabszesse.
Bestattungs- und
Funsituation
Die Tote lag auf dem Bauch mit dem Gesicht nach unten und ihr linker Oberschenkelknochen fehlte, ansonsten waren ihre Gebeine aber vollständig erhalten.
Mögliche Todesursachen
- Blutvergiftung
- Pest oder Fleckfieber
- Suizid
- Mord (durch Erwürgen oder Gift)
Aufgrund der Beigaben ist unsere Heilerin in der Volksmedizin mit magischem Hintergrund anzusiedeln. Die Übergänge zwischen Medizin und Magie waren zu unserer Zeit meist fließend und somit schwer einzuordnen. Es ist schwer zu sagen, ob Ihr heute dasselbe unter „Magie“ versteht wie wir damals.
Mehr lesen? Hier geht es zur Themenseite der Universität Innsbruck und hier zum Bericht von Dr. Stadler.
Moderne HeilerInnen
Mir scheint, auch Ihr seid heute noch sehr an der Alternativen Heilmethoden interessiert. Bereits seit dem Jahre 2014 lassen die Modernen HeilerInnen unseren Besuchern beim gleichnamigen Event ihr Wissen zuteil werden. Im Programm der Knappenwelt findet Ihr auch weitere Angebote zu diesen und anderen alternativen Themen.